Februar, eine Zwischenzeit: Zwischen Jahresbeginn im Januar und Frühlingserwachen im März, zwischen Vorlesungsende und Prüfungszeit, zwischen Schnee und Sonne, Abwehrkräften und Krankheiten, zwischen Power und Pause. Obwohl der Monat die wenigsten Tage hat, hätte er doch voller nicht sein können. Bereit für eine bunte Mischung aus meinem Leben im fröstelnden, fröhlichen Februar?
Nachdem ich bis Ende letzten Jahres kreative Schreibwerkstätten und -workshops zu verschiedenen Themen angeboten hatte, ist im Februar der Paradies&das Female Writing Circle gestartet: Mein funkelnagelneues 6-wöchiges Programm für Frauen* zum kreativen und biografischen Schreiben.
Dafür habe ich mir selbst einen Traum erfüllt: Einen eigenen Mitgliederbereich auf meiner Webseite! Dort habe ich jede Woche ein neues Thema mit Lernvideos, Schreibimpulsen und Workbooks für die Teilnehmerinnen freigeschaltet, dazwischen gab es Online-Schreibzeiten sowie Treffen zum gemeinsamen Austausch, Reflektieren und Teilen der entstandenen Texte.
So sieht die Startseite im Mitgliederbereich aus. Nach der Registrierung sieht man alle für den Account freigeschalteten Inhalte.
Auch als mobile Version für Smartphone oder Tablet waren die Inhalte des Female Writing Circle abrufbar. Alle Lernvideos habe ich mit Loom aufgezeichnet. Früher hatte ich dafür immer Zoom, Camtasia oder die Aufzeichnungsfunktion in Powerpoint genutzt. Mit Loom ging alles viel schneller und unkomplizierter, da die Videos nicht erst lokal gespeichert werden, sondern direkt auf dem Loom-Server hochgeladen und dort bearbeitet und geteilt werden können. Übrigens: Personen, die an Bildungsinstitutionen wie Schulen oder Unis arbeiten, können Loom mit einer Education Lizenz kostenlos nutzen. Hier ein visueller Eindruck von Woche 5 des Female Writing Circle.
Bis Mitte März haben die sieben Teilnehmerinnen und ich uns jede Woche mit einem neuen Thema beschäftigt und dazu kreativ und biografisch geschrieben. Einmal pro Woche haben wir uns online getroffen, über unsere Schreibfortschritte gesprochen, uns vorgelesen und den Texten und Stimmen der anderen gelauscht. Es war sicher nicht nur für mich eine besondere Erfahrung, sich sechs Wochen lang mit ähnlichen Lebensthemen zu beschäftigen, ähnliche Gedanken und Gefühle aufzuspüren und die anderen durch ihre Texte und Erfahrungen jede Woche etwas besser kennenzulernen.
Hier eine Einschätzung einer Teilnehmerin:
“Was mich bewogen hat, mich anzumelden? Der Titel, das Design, die Inhaltsbeschreibung. Aber natürlich auch der Wunsch besser ans Schreiben zu kommen. Vor dem Female Writing Circle hatte ich wenig Vertrauen ins eigene Schreiben und den Anspruch etwas Gutes zu produzieren. Ich habe gehofft, durch dein Angebot einen leichteren Zugang zum Schreiben zu finden, außerdem Solidarität und Verbundenheit. Der Female Writing Circle hat bei mir viele gedankliche Prozesse angestoßen und es mir leichter gemacht meinen eigenen Worten zu vertrauen. Ich bin ein bisschen weniger kritisch meinem Geschriebenen gegenüber geworden, meine Texte „müssen“ nichts und ich habe einige neue Schreibtechniken gelernt die mir den Zugang zum Schreiben erleichtern. Ich fand es sehr besonders und auch berührend was und wie viel alle Teilnehmenden geteilt haben und wie intim es sich angefühlt hat, trotz Zoom und obwohl wir uns nicht kannten (Oder vielleicht grade deshalb?)! Ich hatte wirklich das Gefühl mir für die Zoom Meetings am Dienstag etwas richtig Gutes zu tun, Zeit nur für mich. Deine Art als Schreibtrainerin hat mich ermutigt. Die unterschiedlichen Ansätze und Techniken sind leicht verständlich und machen Lust es direkt selbst auszuprobieren, zudem war die Themenwahl super ansprechend und fließend. Was ich mitnehme? Meine Gedanken einfach mal niederzuschreiben, egal wo ich bin. Mich von kleinen Dingen im Alltag inspirieren lassen, man könnte sagen mit einem poetischeren Blick auf alltägliches blicken.”
Simone, 27, Hebamme
Das Semester ging Anfang Februar zuende. Für meine Studierenden in den Deutschkursen A1, B2 und Wissenschaftliches Schreiben hieß das Klausurenphase, für mich großer Korrekturaufwand. Ein Abschlusstest fand im großen Hörsaal statt, in dem ich Aufsicht und dank der eindrucksvollen Architektur einen sehr guten Aus- und Weitblick hatte:
Danach waren nicht nur die Studierenden fix und fertig, sondern auch ich. Der Körper weiß, wenn eine große Anstrengung vorbei ist und die Last zu Semesterende von einem abfällt. Nach drei Tagen Korrektur-Marathon lag ich erst einmal eine Woche lang mit einer nervigen Erkältung im Bett.
Der Gedanke an Spanien hat mich dann aber rechtzeitig wieder gesund gemacht – am 24. Februar habe ich für die Auslandsgermanistik der Universität Complutense in Madrid und der Universität des Baskenlandes (del País Vasco) in Vitoria-Gasteiz im Auftrag des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) einen Online-Workshop zum wissenschaftlichen Schreiben gegeben. In Berlin war das Wetter leider dürftig, aber allein hier und da die spanische Sprache bei Gruppenarbeiten in Breakout-Sessions zu hören, hat den Tag deutlich erhellt.
Für mich war es wieder einmal eine schöne Erfahrung, dass das Schreiben, Reflektieren und Lernen dank der technischen Möglichkeiten und toller digitaler Tools auch über große Distanzen und Sprachgrenzen hinweg problemlos möglich ist. Hier ein Feedback einer Studentin nach dem Workshop:
“Bevor ich den Workshop besuchte, wusste ich nicht, wie ich mit dem Schreiben anfangen sollte. Mir ging es mehr um Rechtschreibfehler, eine gute Syntax und eine gute Idee. Mir haben die Reihenfolge der Präsentation und die Informationen, die Sie uns gegeben haben, sehr gut gefallen. Die Entspannungsübungen, die wir gemacht haben, fand ich sehr originell und interessant. Auch die Erklärung des kreativen Schreibens und die Schritte zum Schreiben. Ich denke, kreatives Schreiben ist wichtig. Es hilft mir, frei zu schreiben, was ich denke, und mehr Zeit darauf zu verwenden.
Jetzt, da ich verschiedene Arten des Schreibens gesehen habe, werde ich versuchen, dreimal pro Woche ein Tagebuch zu schreiben, und zwar frei.”
Lucía, Studentin der Deutsch-Spanische Studien an der UCM
Wie schon zu Anfang des Blogbeitrags beschrieben, war im Februar einiges los. Von Baguettes übers Brandenburger Tor, besenreinen Fluren, einer Busfahrt, Brammibal’s, der Berlinale und Bohème in Böhmen erzählen meine Fotos…
Dozentin und Schreibtrainerin in Berlin
Wissenschaftliches und kreatives Schreiben, (Hochschul-)Didaktik
Deutsch als Fremdsprache